Review: Spellbound Dazzle – Unreal FairyTales

Metal aus Italien, da fallen mir persönlich direkt Doomsword und Thunderstorm ein. Doch mit Doom oder Epic Doom haben Speellbound Dazzle nicht viel zu tun, das wird einem eigentlich schon direkt beim kurzen Intro klar, wo man von Musik empfangen wird, die einen an Flamenco erinnert. Nach dem Intro geht es mit „Goodbye My Love“ aber schon eher Richtung Metal/ Hardrock. Das Einordnen in eine bestimmte musikalische Schublade fällt einem dabei gar nicht leicht, man hat eher den Eindruck, als hätten Spellbound Dazzle einfach mal alle Schubladen geöffnet und überall etwas herausgenommen und es zu einer modernen Metal/Rock Melange vermischt, inklusive etwas Folk aus Kroatien.

Das lässt sich übrigens relativ leicht erklären, denn die beiden Brüder Branko (Gitarre) und Kreso (Gesang, Keyboard) Stekovic kamen als Kinder mit ihrer Familie während dem Bürgerkrieg im damaligen Jugoslawien nach Italien. Mit Stefano Artus und Dante Bridda gründeten sie im Jahr 2003 dann schließlich Spellbound Dazzle und wagten ihre ersten musikalischen Gehversuche als Band. Doch genug von der Bandgeschichte, zurück zu ihrem kommenden Debütalbum, das übrigens von Siggi Bemm produziert wurde, der unter anderem bereits mit Tiamat, Kreator und Lacuna Coil gearbeitet hat.

Wie bereits oben angesprochen, ist die Musikrichtung von Spellbound Dazzle ein bunter Genremix und der Gesang ist zum größten Teil klar, ganz selten sind Growls eingestreut oder gar Sprechgesang. Über mangelnde Abwechslung kann man sich bei den 12 Songs (inklusive Intro und Outro) also nicht beschweren, das ist aber auch einer der Schwachpunkte. Ich nehme hier mal den Song „So Close“ als Beispiel, da nimmt der Song gerade schön Fahrt auf mit dem Refrain um dann harsch von Akkordeon und ‚Lala-Chorgesang‘ gestoppt zu werden. So geht es mir mit ziemlich vielen Songs. Da sind gute bis sehr gute Abschnitte vorhanden, aber zu oft kommen mir dann Stilbrüche mitten in den Songs. Hätte man das etwas reduziert, wären die Songs vermutlich auch eingängiger. Wenn diese Stilbrüche gelungen sind, ist man ja geneigt so etwas gerne als komplex oder progressiv zu beschreiben, da muss es dann aber auch gekonnt sein und das kommt mir hier zumindest nicht so vor. Eigentlich schade, denn die Ansätze sind schon gut, spielen können die Jungs auch und an den nicht ganz so gewöhnlichen Gesangsstil von Kreso gewöhnt man sich auch sehr schnell und auch seine Fähigkeit in unterschiedlichen Arten zu singen, sollte man erwähnen, es muss nur für mein Empfinden nicht so häufig während manchen Songs gewechselt werden. Während dem ‚Bandsong‘ SBD hat mich seine Stimme bzw. sein Gesang zum Beispiel kurz sehr stark an Serj Tankian bzw. System of a Down erinnert, aber leider nur um kurz nach dem Refrain wieder in einen anderen Stil zu verfallen.

Es gibt aber durchaus auch Songs, wo die Stilbrüche nicht so stark sind und da wirkt dann auch gleich der ganze Song angenehmer. Die halbe Ballade „In My Room“ zum Beispiel, wo die Tempowechsel sehr passend wirken um den Song nicht in Richtung Kitsch (wo zum Beispiel „Goodbye My Love“ stellenweise landet) abrutschen zu lassen. Oder auch der direkt folgende, wieder etwas härtere Song „Rullo“, der mich auch wieder an System of a Down erinnert. Das sind auch zwei Songs, wo das Keyboard, das mir vor allem am Anfang bei „Goodbye My Love“ und „The Foolin‘ Of Each Other“ störend aufgefallen ist, kaum oder gar nicht vorhanden ist. Es wirkte bei den ersten Songs einfach zu künstlich und unpassend. Ansonsten ist die Produktion aber vom Klang her sehr solide und nicht zu steril, zumindest soweit man das jetzt vom Vorabmaterial, das mir zur Rezension zur Verfügung steht, her beurteilen kann.

Etwas sehr aus der Reihe fällt gegen Ende des Albums dann „Ruska“ und ich weiß nicht so ganz was ich dazu schreiben soll. Es ist so etwas wie die Quintessenz meiner Kritik. Ein schöner folkiger Einstieg, der etwas an Osteuropa erinnert, dann wird es etwas rockiger und auf einmal kommt ein wirklich furchtbarer kitschiger Weihnachtsrefrain. Ich habe die Lyrics nicht vorliegen, aber dass es um Weihnachten geht, habe ich auf jeden Fall rausgehört. Freud und Leid können für den Zuhörer so nah beieinanderliegen in nur einem Song.

Das Album lässt mich auch nach einem 2.,3. und 4. Durchlauf etwas unentschieden zurück. Dass es kein absolutes Meisterwerk ist, ich glaube darüber muss man nicht streiten, aber man kann den 4 Jungs aus Italien auch nicht ankreiden, dass sie keine guten Ansätze hätten. Vor allem die Mittel des Albums hat mich ziemlich überzeugt und die vier aufeinanderfolgenden Songs „Monster“, „In my Room“, „Rullo“ und „Spaceman“ sind mit Sicherheit Anspieltipps, von ein paar anderen kann man das aber wiederum nicht behaupten. Teilweise ist mir die Musik zu experimentell und wirkt wie eine Spielwiese der Band, weil sie sich nicht richtig festlegen kann oder will. Wenn sie das zum nächsten Album ändert und ihr musikalische Bandbreite vielleicht etwas verringert, dann könnte das durchaus was werden. Die Ansätze dafür sind auf jeden Fall vorhanden.

Wie aber eigentlich immer, kann ich euch nur empfehlen euch einen eigenen Eindruck zu machen vom vermutlich Ende Oktober erscheinenden Album. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass manchen Leuten genau diese „Unbeständigkeit“ in den Songs besser gefällt als mir, der sich eher etwas mehr Einheitlichkeit gewünscht hätte.

Während das Outro mich gerade wieder mit sanfter Musik hinausbegleitet, möchte ich noch kurz auf das Coverartwork eingehen, das mir irgendwie bekannt vorkam, als ich es zum ersten Mal gesehen habe. Ich weiß aber leider nicht woher, vielleicht bilde ich es mir auch nur ein, auf jeden Fall finde ich es ganz gelungen.

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Was es sonst noch wissenswertes gibt:

  • Internetanlaufstellen:
  • Trackliste:
    1. Intro
    2. Goodbye My Love
    3. The Foolin‘ of Each Other
    4. SBD
    5. So Close
    6. Monster
    7. In My Room
    8. Rullo
    9. Spaceman
    10. W.I.T.M.S. (When I Touch Myself)
    11. Ruska
    12. Outro
  • Vorraussichtlicher Veröffentlichungstermin:
    • Oktober 2010
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