Kulturminister gegen Kulturflatrate

Da flatterte vorgestern ein Sondernewsletter aus dem Hause Universal Music bei mir in den elektronischen Briefkasten der ein Statment zur Kulturflatrate und zum Urheberschutz beinhaltet.

Da dies von einer Musikfirma stammt setze ich mich damit mal ein wenig auseinander und zitiere auch ein wenig aus diesem Newsletter.

UNIVERSAL MUSIC begrüßt klare Worte zu Urheberrecht

Ich habe gegen ein Urheberschutz an sich überhaupt nichts einzuwenden, daher begrüße ich die richtigen klaren Worte ebenfalls.

Doch geht es hier um Filesharing, genauer ging es laut dem Newsletter eigentlich um die Idee einer Kulturflatrate.
Aber der Reihe nach.

Kulturstaatsminister Bernd Neumann fand gestern Abend auf der CDU MediaNight in Berlin klare Worte zum Thema Urheberrecht. Er sagte: „Freier Zugang zu urheberrechtlich geschützten Werken kann im digitalen Zeitalter nicht auf Kosten der Kreativen erfolgen.“

Nun ist es doch so das mit einer Kulturflatrate der freie Zugang nicht auf Kosten der Kreativen geht, jedenfalls wenn eine Kulturflatrate so umgesetzt wird wie sie angedacht ist.
Hierzu weiß die Wikipedia mehr :

Die Summe aller Beträge aus der Pauschalabgabe der Kulturflatrate wird dann an die Rechteinhaber verteilt. […] Dies könnte näherungsweise über Download-Zahlen […] erfasst werden. Befürworter der Kultur-Flatrate erwarten, dass durch diese einfachere und detailliertere Erfassung eine, im Vergleich zur aktuellen Datenerhebung durch die GEMA, exaktere und damit gerechtere Verteilung ermöglicht wird.

Das heisst, wenn ich es richtig verstehe, das ein jeder der einen Internetzugang hat, ähnlich wie bei der GEZ, eine Gebühr zahlen muss, dafür aber auch Musik dann legal runterladen darf.

Das wäre für mich, der gerne Schallplatten erwirbt, die aber sogar teurer sind als CD Veröffentlichungen, dann diese Musik legal runterladen darf.
Dies bräuchte ich, wenn ich die Musik auch im PKW hören möchte in dem nur ein CD Player verbaut ist.

An dieser Kulturflatrate gibt es auch Kritik:

Hauptkritikpunkt an diesem Modell ist die Verpflichtung aller Benutzer von Breitbandzugängen, diese Abgabe zu zahlen, selbst wenn sie keine geschützten Inhalte beziehen wollen. Teilweise existieren allerdings auch heute schon Pauschalabgaben zu Gunsten der GEMA, etwa beim Kauf von Leermedien wie CDs, die mit Einführung einer Kulturflatrate entfallen könnten.

Vor allem der letzte Punkt ist spannend, denn dieser wird im Newsletter von Universal Music überhaupt nicht angesprochen.

Ich zahle GEMA Gebühren auf Rohlinge, auf CD Brenner ect. auch wenn ich überhaupt keine GEMA pflichtigen Sachen auf diese Rohlinge brennen möchte, wie zum Beispiel die hier in den biotechrecords immer wieder vorgestellten Bands die unter Creativ Commons stehen und von diesen Gebühren überhaupt keinen Cent zu sehen bekommen.

Doch wieder zurück zum Universal Music Newsletter :

Flatrates und Kulturwertmarken nannte er „unpraktikabel“ und „verfassungsrechtlich bedenklich“. Sie sicherten „keine angemessene Vergütung“ und führten zur „Enteignung der Kreativen“.

Enteignung der Kreativen, das hört sich fantastisch an, denn hier kommen wir zu einem Punkt den nicht die Industrie und Politik definieren kann und darf und zwar was Kultur und was Kreativität ist.

Populärmusik ist ein Geschäft, Kultur ist aber anders herum alles was geschaffen wird :

Kultur […] ist im weitesten Sinne alles, was der Mensch selbst gestaltend hervorbringt, im Unterschied zu der von ihm nicht geschaffenen und nicht veränderten Natur. Kulturleistungen sind alle formenden Umgestaltungen eines gegebenen Materials, wie in der Technik, der Bildenden Kunst, aber auch geistiger Gebilde wie etwa im Recht, in der Moral, der Religion, der Wirtschaft und der Wissenschaft.

Quelle: Wikipedia

Nun ist es für mich aber so das viele Menschen irgendwie Kreativ sind, doch werden die wenigsten dafür vergütet, wird die Kultur dort geschaffen und gelebt wo sie bei den Menschen ist.

Bei den Majorlabels wird auch Kultur gepflegt, im weitesten Sinne, doch steht hier das Geschäft im Vordergrund.

Das über eine Kulturflatrate auch zum Beispiel kleine Bands ein Einkommen haben könnten, wenn der Verteilerschlüssel über die Downloadzahlen funktionieren würde, würde damit, meiner Meinung nach, vielleicht keine angemessene Vergütung für die Kreativen stattfinden, aber es würde eine faire Vergütung stattfinden.

Frank Briegmann, President UNIVERSAL MUSIC Deutschland, Österreich, Schweiz und Deutsche Grammophon, sprach am Rande der Veranstaltung mit Bundeskanzlerin Angela Merkel. Er unterstützte ihr gegenüber die Forderungen des Kulturstaatsminister Bernd Neumann ausdrücklich und wies darauf hin, dass die Zukunft der gesamten Content-Industrie jetzt von einer schnellen Umsetzung eines modernisierten Urheberrechts abhinge. Der kulturelle Schaden sei nicht wieder gutzumachen, wenn Künstler und Kreative, die mit der Kunst ihren Lebensunterhalt bestreiten möchten, nicht mehr von der Auswertung ihrer Werke leben könnten und deshalb im schlimmsten Fall sogar aufhören müssten, schöpferisch tätig zu sein.

Ich bestreite an dieser Stelle nicht das ein Künstler von seiner Kunst leben möchte und damit er sich auf seine Kunst und sein Schaffen konzentrieren kann, auch davon leben können sollte.

Doch eine Kulturflatrate schliesst Albenverkäufe nicht aus, sondern legalisiert nur die Downloads, was etwas anderes darstellt.
Für diese Downloads bekommt der Künstler und auch die Plattenfirma über den Verteilerschlüssel am Ende sogar eine Anteilsmässige Vergütung, was somit in meinen Augen sogar eine Mehreinnahme darstellt.

Ich für meinen Teil erwerbe derzeit keine Musik in Downloadform, lade aber auch sonst keine Musik aus dem Netz runter, weil sich für mich der Gegenwert nicht erschliesst.
Zum einen will ich reale Tonträger, mit gedrucktem Artwork und allem drum herum in der Hand und im Schrank stehen haben.
Zum anderen stellt sich immer die Frage eines Festplattencrash, denn dann ist die ganze Sammlung vernichtet für die ich Geld bezahlt haben könnte.
Das kann so eher seltener bei einer realen Sammlung passieren, ausser durch Diebstahl, Feuer oder dergleichen.

Ich sehe es aber nicht ein den gleichen Preis für etwas zu bezahlen das ich nicht real besitzen kann wie für ein reales Produkt.
Das würde aber mit einer Kulturflatrate aufgelöst werden, denn dann könnte ich, wie schon erwähnt, die LP Alben auch in digitaler Form zum Beispiel für den mp3 Player oder für den CD Player im PKW bekommen und das legal und ohne die Schallplatten digitalisieren zu müssen.

Mein Fazit: Die Kulturflatrate würde die derzeit illegalen Download von Musik legalisieren und das dadurch das der Plattenindustrie und Künstler entgangene Geld wieder zukommen lassen.
Musik würde hierdurch leichter und schneller zu bekommen sein, man kann einfacher in Alben reinhören und sich dann entscheiden ob man die Tonträger für seine Sammlung erwerben möchte, was wiederrum weitere Einnahmen für die Künstler und Plattenfirmen bedeuten würde.

Ferner wird hierdurch Kultur auch all jenen zugänglich gemacht und zwar umfassend, die sich derzeit es nicht leisten können Alben zu erwerben, sei es durch Arbeitlosigkeit oder geringem Einkommen.
Diese Zielgruppe könnte somit ebenfalls an dem kulturellen Leben teilhaben und müsste nicht aussen vor bleiben, was am Ende eigentlich den Sinn von Kultur darstellt, wie ich finde, nämlich das ein jeder einen Zugang zu Kultur und dem kulturellen Leben möglich ist.

Quelle: Newsletter der Universal Music Group - 
UNIVERSAL MUSIC begrüßt klare Worte zu Urheberrecht 
& Wikipedia zur Kulturflatrate
Kolumne