Eine Split-LP, welche hier mit 15 Lieder daher kommt. Sieben Stück von Kein Potential und acht von Die verwesenden Altlasten. Also Platte an und ich fühle mich wie nach einem Zeitsprung, zurück in die Welt in der großen Stadt in der ich die Plastic Bomb Sampler auf Kassetten überspielt habe um sie auf dem Weg zum Zivildienst im Altenheim zu hören und dabei die Welt des Deutschpunk für mich zu entdecken.
Das alles ist schon eine Weile her und doch an diese Sachen erinnert mich dies Album hier und die Lieder von Kein Potential. Dabei bewegt sich die Band durch ernsthaften, aber auch recht Fun Punk lastigen Liedern. Diese Fun Punk Momente sind dabei ganz in Ordnung, aber es ist auch nichts was ich gerade brauche oder gerne höre. Bin ich vielleicht zu alt für geworden, keine Ahnung.
Doch außerhalb dieser Fun Punk Momente geht der Punkt von den Altlasten recht ordentlich nach vorne und macht dabei auch ordentlich Druck. Soll heißen das die Lieder sehr ordentlich aufgenommen und produziert wurden und so vor allem auf Seite des Bass gut Druck machen. Gefällt mir, denn auf dieser Seite ist, meiner Meinung nach, Deutschpunk oft schwach auf der Brust.
Dann geht es auch schon weiter auf der anderen Seite der Scheibe und damit mit der anderen Band, den verwesenden Altlasten.
Eröffnen hier einfach mit einem im Refrain patriotischen Deutschrockmoment und wenn ich nun nicht richtig hinhören würde könnte ich leicht auf die falschen Gedanken kommen. Also nicht so einfach laut hörbar, wenn die Nachbarn nur mit einem Ohr hinhören. Wobei, vielleicht würde es ihnen neben Frei.Wild ganz gut gefallen und am Ende kommen sie auf neue Gedanken?
Wo die Band steht macht sie nicht nur in diesem Lied mit dem eventuell verwirrenden Refrain, sondern auch im nächsten über den Mann von der AfD klar. Dabei kommt der Song recht Old School, gar ein wenig Oi!-lastig daher. Geht gut nach vorne, wobei die Botschaft dann schon einfach ausfällt und nicht direkt Lösungen anbietet, sondern nur Ruhe einfordert.
Ruhe liefern die Altlasten hier auf ihrer Seite aber keine ab, im Gegenteil, sie sind eher die Freunde der Lautstärke und das ist mir schon recht so. So bedienen sie den schnellen Deutschpunk, welcher sich irgendwo im Hardcore wiederfinden lässt in seiner Härte und doch die Stimmung nicht vergisst. Wobei alles im Grunde aber die gleichen Wurzeln hat.
Mein Fazit: Kein Potential und auch Die verwesenden Altlasten können hier auf der Split recht gut mit ihrem Deutschpunk überzeugen. Sehr Old School, aber mit einer zeitgemäßen Produktion die das ganze mit ordentlichem Druck abliefert.
Beide Bands machen hier harten Deutschpunk, welcher bei Kein Potential mehr in den Fun Punk geht, wenn man es denn heute noch so nennen kann. Es darf aber bei beiden weiter dem Trinken gehuldigt werden und auch die Politik kommt zum Zuge. Wie es eben im Grunde zu Deutschpunk passt.
Braucht es das alles 2019 noch? Warum nicht, finde ich, denn solide gemachten Deutschpunk, der seine Spaß hat und sein Ding hier einfach durchzieht, und dabei gar nicht den Anspruch hat die großen Bühnen entern zu wollen, sondern einfach ordentlich rocken will, hatte ich in der letzten Zeit nicht mehr so oft auf dem Plattenteller. Viel zu oft wird dem Deutschrock nachgeeifert, was hier nur in satirischer Weise bei der Heimatmelodie von D.V.A. der Fall ist.
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Tracklist
Kein Potential
Nie mehr frei
Alles auf Anfang
Badewannen Dani
Videot
Nachbarschaftshilfe
Vaterland
Alien
Saufpark
D.V.A.
Heimatmelodie
Der Mann von der AfD
Arthur
Aus dem Leben eines Trinkers
Krass
Bestandsaufnahme
Misanthropical Island
Erscheinungsdatum
13.12.2018
Label
S.N. Rex