[Kolumen] Sind Die Ärzte schwul?

Die Ärzte, selbsternannte Beste Band der Welt aus Berlin, haben mit Hell ein neues Album veröffentlicht. Ein neuer Tonträger, nach einer recht langen Pause.

Ein Plattenbesprechung hierzu findet ihr hier bei uns:

[Review] Die Ärzte – Hell

Der Inhalt ist nicht verfügbar.
Bitte erlaube Cookies, indem du auf Übernehmen im Banner klickst.

Nun ist es mit Musik und auch mit Plattenbesprechungen einfach so, dass sich beides immer in einer Entwicklung befindet und die Musik weiter bei den Hörer*innen nachreift und Plattenbesprechungen daher immer nur eine Momentaufnahme darstellt.
Leider ist es für mich so das ich die Band aus Berlin wirklich mal mochte, wir uns aber über die Jahre und den letzten Veröffentlichungen ein wenig auseinanderentwickelt haben. Das ist für mich immer noch vollkommen in Ordnung und musikalisch ist das neue Album der Band auf jeden Fall sehr gelungen. Kreativ und offen anderen Gernes gegenüber. Genau das ist Punk, einfach machen worauf jemand Bock hat und dabei nicht den Erwartungen oder irgendwelchen Szenevorgaben zu folgen.

Alles gut und schön und ich muss nicht alles mögen. Das ist halt meine Freiheit, wobei sich bei den Ärzte Ultras ebenfalls sowas wie die Punk Rock Szenepolizei entwickelt hat. Jedenfalls so meine Wahrnehmung in den Kommentarspalten zu der Veröffentlichung der Band. Götter dürfen wohl nicht kritisiert werden.

Doch soll es hier nun gar nicht darum gehen. Meine Überschrift bezieht sich auf einen Song von Hell. Auf WOODBURGER. Hier kann die Band schon gekonnt einen kritischen Ansatz einbringen und agiert soweit gekonnt gegenüber engstirnige Extremisten, vor allem vom rechten Rand, über religiöse Fanatisten, welche sich im Kern auch nur faschistisch geben.

Als Maßnahme gegen die AfD tritt der Protagonist des Liedes also in die Partei ein und er wird dann Schwul. Zwar sind im Booklet an dieser Stelle ein paar Auslassungspunkte, doch ist hier im Lied selber keine Pause zu hören, in der sich die Hörenden ein paar Gedanken machen können.

Man kann nicht immer nur gegen Arschlöcher singen
Man muss als Gitarrist auch Opfer bringen
Ich trete ein in die AfD, und ich werde …
Schwul (schwul, schwul)

Mein erster Gedanke hierzu; ein billiger Witz. Nazis mögen keine Schwule, also wurde hier ein Kontrastpunkt gesetzt. Vor allem um eventuell eine Doppeldeutigkeit in der Moral der extremen Konservative aufzuzeigen und anzusprechen.

Mein zweiter Gedanke; hier wird sich eigentlich im gleichen Fahrwasser wie die extremen Konservativen bewegt. Niemand entscheidet sich für seine sexuelle Orientierung. Schwul, Hetero, Pan- oder auch andere sexuelle Richtungen lassen sich nicht ein- und ausschalten. Dies ist doch genau das Argument der sogenannten Konversationstherapie, um Homosexuelle zu heilen und das ist genau der Gedanke das Lesben einfach nur mal einen richtigen Mann brauchen um wieder auf den „normalen“ Weg gelangen.

Nun mag das alles vielleicht nur meine Interpretation sein, doch sehe ich hier der Sache damit nicht geholfen. Eine sexuelle Orientiertung ist nichts was man einfach an- und abstellen kann und eine sexuelle Orientierung ist nichts, womit man jemanden strafen kann. Man macht sich nicht selber schwul und man kann, auch wenn man schwul ist, nicht andere damit anstecken.

Bei der Fraktionssitzung müssen alle strammstehen (Achtung)
Ich werde Vaseline in die Hand nehmen, und ich mach‘ sie …
Schwul (schwul, schwul)

Ich für meinen Teil muss sagen, ich finde diesen Song unpassend, gar diskriminierend und der Akzeptanz von Homosexualität nicht dienlich. Nebenbei hat die AfD eine homosexuelle Vorsitzende. Das lässt sich nun hier im Lied zwar alles hier als Kunst und Satire abtun, doch auch diese hat einen Inhalt und ich finde dieses Lied einfach diskriminierend und finde, das dieses Lied, welches Toleranz zum Ziel hat, eben sich ebenfalls nur an Vorurteile bedient.

Keine schöne Sache. Wie ich finde. Was meint ihr?

Kolumne