Interview mit RUSSKAJA

Vor einiger Zeit haben wir hier im biotechpunk ein Review zum aktuellen Russkaja Album Russian Voodoo geschrieben, daraufhin wurden wir angefragt ob wir nicht Lust hätten ein kleines Interview mit der Band zu führen.
Warum nicht, habe ich mir gedacht, Russkaja ist eine spannende Band, haben eine Vorgeschichte aus dem Metalbereich, wie ihr auch im Interview noch erfahren werdet, ferner gibt es einiges neues zu berichten das wir in diesem Interview fragen wollten und auch beantwortet bekommen haben.
Ein Dank geht an die Promotionfirma von Russkaja, dafür das sie uns angfragt haben ob wir nicht Lust hätten auf dieses Interview und selbstverständlich an Georgij, dem Sänger der Band, dafür das er unserem bescheidenem Musikblog die Fragen beantwortete.

Nun aber los mit den Fragen und den Antworten, viel Spass beim lesen.

btp: Hallo zusammen und danke für das Interview.
Groß vorzustellen muss ich euch ja sicher nicht mehr, Russkaja sind vielen ein Begriff, nehme ich einfach mal an, denn ihr spielt in diesem Jahr auf dem Wacken unter anderem und das ist schon was größeres.

Direkt als Einstieg mal vorneweg; Ihr spielt zwar unter anderem auf dem Wacken, aber eure neue Platte ist in Deutschland recht schwer zu bekommen. Oder war sie das als sie neu rauskam ?

Russkaja:Das ist ein alter russischer Trick! Alles was schwer zu bekommen ist – ist gleich besonders wertvoll.
Wobei bei der letzten Platte ist es eh klar auch ohne Trick.

btp:Auf jeden Fall konnte ich sie nicht so einfach kaufen, eure erste Scheibe stand damals sogar im Media Markt.
Gibt es dafür einen Grund?

Russkaja:Das sind technische Anfangsschwierigkeiten an denen wir zurzeit arbeiten.

btp:Wurde das Album ohne Plattenfirma oder ohne großen Vertrieb auf den Markt gebracht ?

Russkaja:Man kann die Platte auch über unseren Web-Shop bestellen.
Es wird gerade viel aus Deutschland bestellt, besonders nach dem Wacken Auftritt der sensationellen Response ausgelöst hat.

btp:Spielt ihr noch in anderen Bands, oder nur in Russkaja ?

Russkaja:Ich persönlich habe noch ein Projekt, der aber zurzeit sich im Probekeller befindet, sozusagen in der Schublade.
Die meiste Zeit investiere ich in Russkaja, das hat primäre Priorität.
Der HG, unser Posaunist hat noch ein tolles Projekt „Los Torpedos“, spielt aber auch relativ selten.

btp:Oder geht irgendwelchen anderen Tätigkeiten neben der Band nach, beruflich gesehen ?

Russkaja:vor 4 Jahren habe ich aufgehört bei VSL – Vienna Symphonic Library.
Ich habe die Samples bearbeitet und die Aufnahmen korrigiert. Irgendwann hat die Arbeit mit Russkaja so viel Zeit genommen dass es sich nichts mehr ausging.
Doch, manchmal werde ich als Russisch Sprecher bestellt.
Ich vertone Guides für Museen, Werbung für Russland, Industrie und Tourismus.
Alles was an russischer Stimme notwendig ist.

btp:Russkaja selber kenne ich aus dem Radiosender Funkhaus Europa, dort wurde hin und wieder was von der ersten Platte gespielt, wenn ich mich recht erinnere.
Dann habe ich zufällig das erste Album im Plattenladen entdeckt und erworben, so bin ich zu Russkaja gekommen.
Womit ich direkt zur nächsten Frage komme, die Frage nach Stahlhammer.
Wie vielleicht bekannt ist, ist der biotechpunk hier sowas wie ein Metal- beziehungsweise Rockblog und irgendwann habe ich mal Stahlhammer entdeckt, dereinst.
Wird absichtlich zu dieser Band kein Bezug genommen ?

Russkaja:Nein, absichtlich nicht. Es ist nur so dass es nur wenige Fragen.
Aber in Wacken habe ich einige Stahlhammer Fans getroffen die mich erkannt haben obwohl es schon fast 15 Jahre her ist.
In meinem „Keller“ Projekt habe ich eh mit dem Bassisten und damaligen Guitarristen zu tun.
Mit Stahlhammer war ich auch zum ersten mal in Wacken 1998, da kann ich mich noch gut erinnern.
Wir waren mit PKW und Bus mit Anhänger unterwegs, irgendwo bei Hamburg hat der Bus den Geist aufgegeben und ich habe den Anhänger und den Rest der Band mit PKW gefahren, wir haben´s ganz knapp nach Wacken geschafft und gleich auf die Bühne!
Damals war das nich so gross, es waren glaube ich nur 2 Bühnen.

btp:Oft ist es so das auf die ehemalige Band verwiesen wird wenn was neues an den Start geht, das war, soweit ich mich erinnern kann bei Russkaja nicht der Fall.

Russkaja:Überhaupt nicht, denn es sind so verschiedene Richtungen, Stahlhammer mit deutsch Metal und Russkaja mit Turbo-Polka-Heavy-Brass.

btp:Bevor ich nun zulange in der Vergangenheit verweile nur noch eine Frage bezüglich Stahlhammer.
Was ist aus der Band geworden, wieso ist sie verschwunden und vor allem wie ist sie verschwunden ?
Was ist im groben aus den ehemaligen Stahlhammer Mitglieder geworden ?

Russkaja:Ich bin von Stahlhammer im Jahr 2000 weggegangen.
Ich habe ein Engagement im Theater bekommen, was mir damals gut getan hat in allen Richtungen.
Die Jungs von Stahlhammer haben sich wieder mit dem alten Sänger Gery Weeler zusammengetan und haben noch einige Alben aufgenommen.
Sie haben Fans in der ganzen Welt verstreut, haben in Amerika getourt und machen immer wieder was nur nicht so intensiv wie in den Jahren 96-99.

btp:Mir ist damals, als ich das Review zu Russian Voodoo geschrieben habe, festgestellt das die Scheibe homogener klingt.
Die Songs passen besser zueinander als auf dem Debüt, was sicher auch an der Produktion liegen kann.
Wurden die Songs mehr aufeinander abgestimmt, oder stammen sie einfach nur aus dem gleichen Zeitraum in dem sie geschrieben wurden ?

Russkaja:auch bei der Platte haben wir das System angewendet wie bei Kasatchok Superstar.
Wir haben einige Songs geschrieben die wir im Live-Betrieb gefestigt haben und die besten kamen dann auf die Platte, außerdem habe ich so um die 40 Layouts gebastelt von denen wir für die restliche Platte das passendste ausgesucht haben.
Natürlich macht die Produktion von Arne Neurand aus Hannover was her. War eine schöne Erfahrung mit ihm zu arbeiten und zu beobachten wie aus unserem kreativen Chaos eine zusammenhängende Platte wird!

btp:Wie sieht es aus mit den Texten ? Für einen normalen Schulabsolventen, wie mich, der einfach nur Deutsch und Englisch in der Schule hatte, ist es ein wenig schwer den Kontext der Songs zu verstehen.
Ich kann eben kein EnglischRussisch, das heisst ich muss die Songs einfach so gut oder schlecht finden, was für jemanden, dem der Gesang recht wichtig ist, recht schwer ist.
Ihr überzeugt mich im Gesang absolut, auch wenn ich recht wenig verstehe.
Doch wie ist es in den Ländern in denen russisch gesprochen wird, seit ihr dort erfolgreich, oder insgesamt, wie werdet ihr dort aufgenommen ?

Russkaja:Oft ist es so dass ich sogar die Deutschsprachigen Texte kaum verstehe, geschweige von englischen.
Ich habe das so gelöst, dass die Texte in Russisch und Transkript im CD-Booklet zum nachlesen sind und zu jedem Song gibt es einen englischen Kommentar.
Es ist oft schwer das Ganze zu übersetzen.
Beim schreiben versuche ich oft die für alle verständlichen Wörter zu verwenden, es gibt einige Wörter die in allen Sprachen gleich sind. Sonst kann man die Laute mitbrüllen oder einfach mal den Kopf abschalten und von lästigen Text-Inhalten befreien.
Ehrlich, manchmal bin ich froh dass ich den Text nicht verstehe.

btp:Euer Schlagzeuger, Titus, ist anscheinend nicht mehr bei Russkaja, wenn ich die Meldung auf eurer Internetseite richtig verstehe.
Was ist passiert und gibt es einen potentiellen Nachfolger der die Band auf den nächsten Konzerten unterstützen wird, oder vielleicht bei euch demnächst einsteigen wird ?

Russkaja:Wir hatten eine schöne Zeit mit Titus, er hat sehr viel für die Band getan wie künstlerisch aber auch geschäftlich.
Vor einem halben Jahr haben wir seine Entscheidung aufzuhören akzeptieren müssen.
Wir haben danach eine Schlagzeuger Audition veranstaltet.
War auch sehr interessant.
Ich habe mir oft gedacht dass die Band mit jedem Drummer in eine der Richtungen gehen könnte.
Erstaunlich wie viel ein Drummer zum Gesamtbild beiträgt.
Jetzt spielen wir mit Christoph Schödl, er war als erster bei der Audition, die um 10 Uhr angefangen hat.
Wir waren alle noch verschlafen und der Christoph hatte die „Ehre“ als erster in die Snare reinzuhauen.
So schnell war ich noch nie munter! Diesen Schmerz wollten wir dann immer wieder haben und haben ihn zu uns aufgenommen.

btp:Ihr spielt in diversen Locations, von gigantischen Veranstaltungen bis zum Live Club Barmen in Wuppertal. Gibt es da verschiedene Herausforderungen und Herangehensweisen, je nach Größe der Orte ?

Macht es für euch einen unterschied wo ihr spielt, oder spielt ihr mit dem gleichen Einsatz, egal wie groß die Hallen sind ?

Russkaja: Ob Club oder Open Air, der Einsatz auf der Bühne ist der Gleiche.
Natürlich gibt man automatisch a bissarl mehr Gas wenn es 30.000 Leute einem zujubeln, doch in einem Club kann es dafür zu einer „intimeren“ Situation kommen, da hört man schon jeden Zuruf und es passieren oft lustige Kabaret-Momente.
Großer Unterschied ist es im Rundherum, ich meine hinter der Bühne. Bei einem Open Air, ist es oft etwas hektischer, da viele Bands, viel Equipment, kurze Aufbauzeiten, LineCheck, schnell den Merchstand aufbauen.
Im Club kann man all das gemütlich vorbereiten und in Ruhe machen. Live is Live – la la la la la!
Alles Gute! Georgij

btp:Herzlichen Dank für dieses kurze, aber trotzdem recht umfangreiche Interview.

Weitere Infos zur Band unter : russkaja.com

Interviews