Review: WITCHCRAFT – Legend

Die aktuelle Musik, die ihre Inspiration aus den 70er Jahren zieht, oder Retro Rock wie er genannt wird, erlebt in letzter Zeit eine etwas größere Popularität. Viele Bands orientieren sich an den Helden der 70ern und ernten die Früchte vom Baum des 70er Rock in einem zeitgemäßen Gewand. Für mich könnte es nichts besseres geben, denn dieses Genre inklusive seiner Vorväter erfreut im Moment mein musikalisches Gemüt am meisten.

Mit Graveyard und den Rival Sons seien mal zwei aktuell sehr erfolgreiche Bands erwähnt, die jeweils auf ihre eigene Weise den Sound von damals fantastisch in unsere Zeit bringen. Mit Respekt vor der Vergangenheit aber nicht rückwärtsgewandt. Bevor dieser Boom allerdings in den Hitparaden und den Redaktionscharts diverser Magazine einschlug gab es bereits eine Band aus dem beschaulichen Örebro in Schweden, die der Retrowelle einige Jahre vorauseilte. Witchcraft hieß die Band, die vor allem mit ihrem 2004 erschienenen, gleichnamigen Debüt und dem Nachfolger Firewood aus dem Jahre 2005 ein fantastisches Konglomerat aus Psychedelic Retro Doom Rock ablieferte. The Alchemist, erschienen 2007, kam nicht mehr ganz an die beiden Erstlinge heran und dann wurde es erst mal ruhig um die Band.

Andere Bands schlugen einen ähnlichen Weg ein und räumten in den letzten 2-3 Jahren ordentlich ab. Doch jetzt, 5 Jahre nach „The Alchemist“ kehren Witchcraft mit ihrer neuesten Langrille „Legend“ endlich auf die Bildfläche zurück. Von den Gründungsmitgliedern sind nur noch Ola Henriksson (Bass) und Magnus Pelander (früher mal Gitarre, jetzt nur noch Gesang) dabei, doch mit Oscar Johansson (Schlagzeug), Tom Jondelius (Gitarre) und Simon Solomon (Gitarre) wurde kompetenter Ersatz gefunden.

Ich muss zugeben, dass meine Vorfreude ziemlich groß war bis ich den ersten Vorabsong gehört hatte. Das dürfte „Because of you“ gewesen sein wenn ich mich recht erinnere. Da setzte bei mir enorm schnell Ernüchterung ein. Das klang alles so langweilig, die Produktion war so modern und mir fehlte der Dreck, der Druck und das Rohe. Also die Dinge, die ich in meinem Gehirn mit Witchcraft assoziiert hatte. Selten hat ein Vorabsong meine Stimmung so runtergezogen und ich hatte das noch gar nicht erschienene Album bereits unter „Enttäuschung des Jahres“ abgelegt. Um dieses Urteil aber noch abstempeln und abheften zu können musste ich natürlich der Vollständigkeit halber wenigstens ein mal das ganze Album hören. . . Und was soll ich sagen: Selten hat mich ein Vorabsong so in die Irre geleitet.

Ja, die Produktion unterscheidet sich schon deutlich von den Vorgängern, aber im Albumkontext passt das alles und auch „Because of You“ ist mir mittlerweile richtig ans Herz gewachsen. Dazu die etwas schräge, aber dadurch unverwechselbare Stimme von Magnus Pelander und mein Glück war perfekt. Ich habe sogar den Eindruck, dass der Gesang von Pelander variabler wurde seit er die Gitarre an den Nagel gehängt hat.

Die Schweden können es noch und wie. Das geht schon direkt bei Opener „Deconstruction“ los und das Tanzbein kommt gar nicht zur Ruhe wenn es dann zu „Flag of Fate“ übergeht, bevor dann „It’s not Because of You“ das fantastische Eröffnungstriple perfekt abrundet. Doch auch die nächsten 5 Songs können locker mithalten und Aussetzer sucht man vergebens. Spätestens bei Durchlauf Nummer 2 haben sich bereits die meisten Melodien festgesetzt. Etwas mehr Entgegenkommen braucht lediglich „Dead End“, der Albumabschluss. Dieses 12minütige Monstrum erschließt sich nicht ganz so schnell, aber schlussendlich fügt es sich dann doch in den Albumkontext ein.

FAZIT: Die Kinder des 70er Rock sind zurück und zeigen den Enkeln mal locker wo der Hammer hängt! Witchcraft wählten für „Legend“ nicht den einfachen Weg und kopierten einfach ihren Stil der ersten Alben, sondern lösten sich aus diesem Korsett und gingen hier lockerer ans Werk, was dem Album im Test of Time gewiss gut tun wird. Wer mit altem Hard Rock oder dem Doom à la Pentagram oder Black Sabbath etwas anfangen kann, wird hier mit Sicherheit so glücklich werden wie ich. Am Jahresende wird diese Scheibe garantiert einen Platz ziemlich nahe an der Sonne in meinen Jahrescharts finden.

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zum Reinhören:

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Tracklist:

  1. Deconstruction
  2. Flag of Fate
  3. It’s not because of you
  4. An Alternative to Freedom
  5. Ghosts House
  6. White Light Suicide
  7. Democracy
  8. Dystopia
  9. Dead End

Spielzeit: ~52 Minuten

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