Interview mit Captain Galaxy

Captain Galaxy fragten freundlich an ob ich ihre EP besprechen könnte und das tat ich auch vor einigen Wochen.
Daraus ist dann über Email ein kleines Interview entstanden mit dem Duo, welches nun hier niedergeschrieben zum Nachlesen zu finden sein wird.
Ich halte es für ein interessantes Interview mit einer interessanten Band in die ihr auf jeden Fall mal reinhören solltet.
Doch nun viel Spass mit dem Interview.

btp: Hallo Captain Galaxy.
Ihr fragtet nach einem Interview mit unserem Anführer und hier bin ich.
Nun bin ich nicht direkt der Anführer des biotechpunk, wir sind zwei Mann die rumschreiben worauf sie so Lust haben, doch hier bin ich und stelle euch nun mal ein paar Fragen.

Wie ich den Infos die bei eurer EP dabei waren entnehmen konnte seit ihr nur zu Zweit.
Stellt Euch doch trotzdem hier einmal kurz vor, wer ihr seit und was ihr so macht.

Tobi: Wir sind Chris (Gitarre/Gesang) und Tobi Torpedo (Drums) aus dem schönen Flensburg. Das ist unsere grundsätzliche Besetzung, doch ab und zu versuch ich auch mal vorn die Axt sägen und zu singen, während Chris trommelt. Hervorgegangen ist „Captain Galaxy“ aus unserer ersten Band „Jet Love“ die stark an die Japaner „Guitar Wolf“ angelehnt war. Großartige Band!
Chris: Eigentlich gehört es ja jetzt dazu, dass wir in der Mitte vom Set die Instrumente wechseln. Ich wollte mich eh immer mal über das dilettantische Drumming hinaus wagen und Tobi wollte auch immer mal Gitarre spielen und nachdem wir dann echt lange überlegt haben, wie man das wohl machen könnte, haben wir uns entschieden das jeder mal alles spielen darf!

btp: Als Duo ist das sicher nicht leicht, ich stelle es mir jedenfalls was schwer vor so Live zu spielen. Klar wird es sicherlich gehen, doch wie ist es dann so zu zweit auf der Bühne?

Chris: In unserer vorherigen Band waren wir zu dritt und haben eigentlich sehr ähnliche Musik gemacht, übersteuert und mit vielen Feedbacks, allerdings ist es zu zweit vom spielen her nicht viel anders, eher einfacher. Man muss nicht so viel Equipment mitschleppen und kann zur Not den Soundcheck einfach selber machen, wenn mal kein Mischer da ist. Man kann auch live leichter aufeinander reagieren, da man nur eine Person im Auge behalten muss…eigentlich echt easy!
Tobi: Ja, ist eigentlich super zu zweit, weil wir auch beide genau auf diese Art von Mucke abfahren und so keine Kompromisse eingehen müssen. Außerdem ist der Minimalismus eine unsere größten Stärken und viele reagieren darauf im Sinne von:“Wie nur zu zweit?!“, das gibt’s halt in dem Genre nicht so oft aber trotzdem ist es nie zu dünn.

btp: Die Frage mit dem Wie nur zu zweit kann einem aber auch in den Sinn kommen wenn man eure Musik hört. Die Musik hört sich einfach komplexer, dichter an. Jedenfalls kommt es mir nicht so vor als wäre da nur ein Duo am werken.
Zum Beispiel fiel mir nicht direkt auf das die Bassgitarre fehlt.

Chris: Uns haben schon ab und an mal Bassisten gefragt, ob sie nicht bei uns spielen können und wir haben dann meist rumgedruckst:“ Ja mal sehen…schnacken wir mal drüber…“ und es wäre auch sicher eine Bereicherung, da man dann ja neue Möglichkeiten hätte. Wir haben aber auch die Erfahrung gemacht, dass es zu dritt auch ziemlich uneasy sein kann. Das ist wie mit Mutti, die ist halt doch die Beste und außerdem wird’s dann eng im Proberaum.

btp: Verzichtet ihr generell auf ein Intrument, oder hat es sich so ergeben ?
Fehlt das nicht beim Musik schreiben, oder ist gerade das minimalisierte hier die Bereicherung ? Eure Platte ist, wie man sicher dem Review entnehmen kann, klasse geworden und es funktioniert wie ihr es macht.

Tobi: Das hat sich so ergeben, als wir damals unseren Gitarristen verloren haben. Da wir weiter Musik machen wollten, sahen wir dann die Chance etwas auszuprobieren und trotzdem genau das zu machen, was wir schon damals wollten. Wir finden die Platte auch echt gelungen und haben in den befreundeten BedRock Park Studios bei den Endorphins (www.myspace.com/endorphinsmusic) exklusiv geiles Equipment nutzen können, um eine Aufnahme zu machen, die DIY ist, über Zwei-Micro-Proberaum-Aufnahme weit hinausgeht, sehr transparent im Sound ist und trotzdem noch genug Trash hat um nicht zu klingen wie jede andere Aufnahme.
Chris: Ich finde auch, dass es echt schade ist, dass die meisten Aufnahmen heute alle irgendwie gleich klingen. Gleich fett, gleich komprimiert, gleich tight. Das nimmt viel Charakter und ich denke die Bands sollten Mut zum Experimentieren haben und mal was Anderes ausprobieren. Sonst ist es wie als wenn alle bei H&M einkaufen; Alle würden von Außen gleich aussehen. Insgesamt müssen wir beim Songwriting aber schon darauf achten, dass wir keinen Bass haben. Ein Solo nur mit Gitarre und Drums fällt da mal etwas kürzer aus, wird allerdings durch den Trash, also Rauschen und die fiese Zerre auf der Gitarre und dem Gesang wieder rausgeholt! Also ohne Trash würde es wohl nicht gehen, außerdem sind wir ja auch nicht unbedingt die technische Oberliga was das Spielen angeht. Wir nutzen auch gerne Breaks um Power aus den Arrangements rauszuholen, das kommt immer ganz gut!

btp: Technische Oberliga muss man auch nicht spielen können, die Musik muss rocken und funktionieren. Aber es stimmt schon was ihr hier sagt, heute klingen viele Bands gleich.
Irgendwie orientieren sich viele am Markt, oder an einem Mischungsstil, keine Ahnung wie genau man es nennen sollte. Einfach fett abmischen und fertig ist die Platte von der Stange.
So wie in den letzten Jahren die Metalcoresachen zum Beispiel aus dem Boden spriessen. Das ist das schöne an eurer Platte, sie klingt frisch, dabei rockig, dreckig und Old School ohne nun dem Thrash Metal Revival Trend zu folgen.

Tobi: Als nächstes steht ein ganzes Album auf dem Zettel, das wir dann allerdings wahrscheinlich komplett selber aufnehmen werden, die Aufnahmen aus den Bedrock Parks sind zwar super gelungen, aber wir vermissen halt den guten alten Proberaum-Flair.

Chris: Ich habe mir dafür ein Tonbandgerät besorgt und festgestellt, dass es da eine ganz andere Sounddimension gibt. Ich freue mir jetzt schon nen Keks! Aber vorher möchten wir na logo noch ein paar Gigs spielen.

btp: Ihr nennt die Band Captain Galaxy. Gibt es irgendwelche Bewandtnisse mit dem Namen?
Steckt hier ein größeres Konzept hinter dem Namen das ihr dann durchzieht, oder ist es einfach nur ein Bandname und das war es dann ?

Chris: Eigentlich ist Captain Galaxy mal aus dem gleichen erwachsen wie Biotechpunk, es war ein Webzine mit wöchentlichen Berichten zu Konzerten in Norddeutschland, Konzertfotos, Reviews und so Zeug. Das habe ich damals gestartet und daran gearbeitet aus Interesse an der Sache, aber inzwischen wieder eingestampft, wegen zu viel Arbeit um es groß aufzuziehen. Das war zu der Zeit, als wir auch die Band neu formierten und wir fanden den Namen super, da es Sci-Fi Flair hatte und das Format von B-Movie Trash mit 60s Comics in schwarz/weiß. Außerdem stehen wir beide auf Perry Rhodan, Jan Tenner, Captain Future und dieses ganze Roboter und Fantasy Spielzeug. Der Name beinhaltet also alles was wir geil finden. Das mächtige Internet hat uns auch schnell verraten, dass es nur noch einen weiteren Captain Galaxy gibt und das ist eine Figur von Playmobile aus den 90ern und noch irgendwas anderes B-Movie-mäßiges, weiß gerade nicht. Sollte es allerdings mal zu einem Rechtsstreit kommen, was ich nicht glaube, hätte es wenigsten eine humoristische Seite, da es dann gegen Playmobile ginge…

btp: Captain Galaxy ist eine Playmobilfigur? Das wusste ich gar nicht. Da muss ich mal gleich nachgucken, vielleicht kenne ich die Figur sogar.
Das mit den Geschichten, auch wenn ich sie nicht so wirklich kenne, hätte ich vermutet, also so Richtung Captain Future, der Bandname und das Coverartwork passt auch in den Stil rein den ihr hier aufzählt.

Die Band ist aus einem Webprojekt entstanden? War das Webprojekt wirklich so viel Arbeit?
Klar, Platten besprechen und News sammeln ist schon einiges was an Zeit weggeht, doch bin ich selten unterwegs, somit fallen Konzertbesprechungen schon mal weg.
Musik höre ich eh ständig, daher ist das nicht so das Problem die Reviews zu schreiben und die News lese ich mir meist auch immer durch, daher wenn ich sie schon sammle dann kann ich sie auch zusammenfassen und in den biotechpunk eintragen und veröffentlichen. Doch groß wird der biotechpunk damit sicher nicht. Aber es macht Spaß, die Seite zu betreiben.

Chris: Hat auch total Spaß gemacht, aber ich hab mich dann irgendwann einfach Anderem zugewandt und habe jetzt andere Webprojekte, in denen ich aber immer noch prima meine Erfahrungen nutzen kann. Erstmal Schwimmen lernen bevor man auf See fährt und so.

btp: Wie arbeitet ihr nun als Band? Da ihr sicher davon noch nicht leben könnt müsst ihr wahrscheinlich zum einen nebenbei arbeiten, doch zum anderen könnt ihr wahrscheinlich nicht auf eine Plattenfirma zurückgreifen die so einiges übernimmt.
Produziert und Vertreibt ihr die Platten also im Do It Yourself Stil komplett selber, oder gibt es die nur im Download, oder wie sieht das so aus ?

Tobi: Die Platte ist auf CD-R Lightscribe draußen. Wir legen sehr großen wert darauf alles im DIY Format zu machen, haben also auch kein Interesse an nem Label oder Vertrieb. Die Scheibe kann man einfach über Myspace (www.myspace.com/captaingalaxy) oder E-Mail (drumlove@web.de) ordern und ist für 3,50 + Porto incl. Button und Aufkleber zu haben. Ach und auf der Innenseite is n‘ Miniposter!
Von der Muckerei können wir bei weitem nicht leben, darum geht es uns aber auch nicht dabei. Wir haben einfach Bock drauf und ne Menge Spaß daran. Spielen tun wir auch für kleines Geld und gern in kleinen Läden. Da ist die Atmosphäre einfach besser. Ach ja, arbeiten tun wir auch.

Chris: Es wäre natürlich cool, rumzufahren und nur Konzerte zu spielen, aber ich denke, dass ist eher eine romantische Vorstellung und auch mega anstrengend. Ich habe mich mal mit dem Bruder von GG Allin unterhalten und er meinte, er sei nun seit 15 Jahren auf Tour und hat alles gesehen, aber dafür muss man wohl auch geboren worden sein. Tobi hat seinen festen Job und ich mache mein Design und Webzeugs inkl. Booking mit www.Blumbaker.de Das ermöglicht uns ein entspanntes Musik machen und wir können uns ganz gut austoben. Wir haben das schon immer so gemacht und ich könnte mir nicht vorstellen, sowas wie einen Vertrag in Bezug auf unsere Musik zu unterzeichnen, wie auch immer der geartet wäre…Das muss frei bleiben, wir machen halt gerne alles unabhängig von viel Geld und haben trotzdem etwas geschaffen, was uns und anderen Spaß bringt, unseren künstlerischen Ausdruck darstellt und hinter dem wir stehen. Als Musiker muss man Musik machen, aus irgendeinem Grund, frag aber bitte nicht warum, ich kann es Dir nicht sagen! Natürlich sind wir immer froh, wenn die Leute eine CD kaufen oder Merchsachen haben wollen, aber das gehört heute halt dazu. Es gibt einen riesengroßen, modernen Markt mit Internetplattformen, I-tunes, Mp3-Megabit-Keine-Ahnung, was auch sehr interessant und praktisch ist aber wenn ich unsere Scheibe in der Hand halte und mir anhöre, ist das immer noch das Beste!

btp: Unabhängigkeit ist auch nicht das schlechteste. Lightscribe ist schon eine feine Sache, damit kann man schon echt aussehende Platten machen die nicht unbedingt nach Kopien aussehen. Ich hatte auch schon mal die Ideen damit so was wie einen Sampler für den biotechpunk zu machen, doch leider ist die Idee wieder ein wenig in den Hintergrund gerückt.
Habt ihr den irgendwelche Rechteverwerter für eure Musik, oder ist die komplett lizenzfrei?
Sind die Sachen irgendwie zum Beispiel mit einer Creativ Commons Lizenz versehen?

Tobi: Nein, keine Lizenzen oder Ähnliches. Wir haben einfach gespielt und aufgenommen. Wir haben zur Zeit zwei Coverstücke im Programm, die wir aber nur live spielen. Ansonsten ist das alles nicht so unser Ding, wir haben davon auch nicht so viel Ahnung. Zu dem Lightscribeding: Das ist eine schöne Sache, da es eigentlich echt ganz gut aussieht, auch wenn es nicht an eine professionell gedruckte CD rankommt, die Wertigkeit einer CD aber trotzdem erhöht. Die ‚Delta Beat‘ ist halt mit Lightscribe erstellt, was jedes Mal ja auch 22 Minuten dauert, und hat ein beidseitig bedrucktes Cover. Drinnen is ’n Miniposter und außerdem ist der Button dabei. Wir finden 3,50 Euro dafür ist nicht zuviel und bisher hat auch keiner gemeckert.
Chris: Lightscribe ist eine Übergangstechnologie!

btp: Wollt ihr hier noch irgendein Schlusswort loswerden ?

Chris: Na klar, wir sind Captain Galaxy aus dem wunderschönen Flensburg, ordert unsere neue EP, ladet uns ein, wir haben immer Lust zu spielen und schaut mal wieder auf www.biotechpunk.de rein, da findet Ihr immer coole Interviews mit den besten Bands und schaut auf unserem MySpace rein unter www.myspace.com/captaingalaxy Vielen Dank!

btp: Ich danke für das Interview, hat mir viel Spass gemacht, es zu lesen, ich hoffe unsere Leser und Eure Fans werden ebensolch ein Vergnügen hiermit haben.

Weiterführende Infos :

Review der Delta Beat EP
Captain Galaxy auf Myspace

Den im Interview angesprochenen Captain Galaxy Playmobil Raumfahrer gibt es wirklich, ein Bild hierzu findet ihr hier.

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